Die Annahmen des Stromstresstests (kombiniertes Szenario – hohe Eintrittswahrscheinlichkeit) vom November 2022 bestätigen sich: Erhöhte Kraftwerkskapazität in Deutschland und die entgegen der ursprünglichen Annahmen gute Kohlebevorratung sowie milde Temperaturen die den Stromverbrauch im Winter dämpften, waren ausschlaggebend für die sichere Stromversorgung.
Gerhard Christiner, technischer Vorstand APG: „Es ist erfreulich, dass sich bestimmte kritische Bedingungen nicht erfüllt haben. Grund dafür war, dass Deutschland den Betrieb von drei Atomkraftwerke weiterführte und befürchtete Kohleengpässe ausblieben. Zudem sorgten warme Temperaturen in Österreich und Europa der ersten Wintermonate 2022/23 für einen zeitweise deutlichen Verbrauchsrückgang.“
Der Winter zeigte jedoch erneut auf, welche Bedeutung das heimische Übertragungsnetz für die Elektrifizierung von Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft hat. Obwohl sich viele Faktoren positiv auf den Stromverbrauch auswirkten, musste Österreich im Winter hohe Mengen an Strom importieren. Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand APG: „Mit 100,5 GWh erreichten wir am 21. Dezember 2022 ein historisches Tageshoch beim Stromimport und am Tag danach verzeichneten wir einen weiteren Höchstwert: um Mitternacht wurde die historisch höchste 15 Minuten Importleistung von 5.551,6 MW erreicht. Das ist in etwa die Hälfte der österreichischen Spitzenlast.“
Tage wie diese zeigen, wie wichtig kapazitätsstarke Stromnetze sind. „Ohne einem zeigerechten Ausbau der Stromnetze wird es keine Energiewende geben“, so der APG-Manager Karall weiter. Durch die Erzeugung nachhaltigen Stroms muss wesentlich mehr Strom in Europa ausgetauscht werden, weil erneuerbare Anlagen dann Energie liefern, wenn die Sonne scheint oder der Wind weht, sich jedoch nicht nach unserem Verbrauch richten. „Die Nutzung der europäischen Durchmischungseffekte durch das Übertragungsnetz ist das Gebot der Stunde“, sagt Christiner.
Netzreserve bleibt Feuerwehr in kritischen Situationen
Da das überregionale Stromnetz regelmäßig an die Grenze der Belastbarkeit stößt, sind Redispatchmaßnahmen also Feuerwehreinsätze im Stromnetz nahezu täglich notwendig, um das Netz zu stabilisieren. Dabei müssen in Regionen mit geringer erneuerbarer Erzeugung Gaskraftwerke angefahren und gleichzeitig in Regionen mit Erzeugungsüberschüssen, Kraftwerke (zum Teil auch Erneuerbare) heruntergefahren werden. „Solange das Netz nicht massiv ausgebaut wird, werden wir weiterhin auf Gaskraftwerke angewiesen sein und die Erneuerbaren nicht zur Gänze nutzen können. Das zeigt, warum es so wichtig ist, dass der Stromnetzausbau den gleichen Stellenwert bekommt wie der Ausbau der Erneuerbaren.“, sagt Christiner.
Über Austrian Power Grid (APG)
Als unabhängiger Übertragungsnetzanbieter verantwortet Austrian Power Grid (APG) die sichere Stromversorgung Österreichs. Mit unserer leistungsstarken und digitalen Strominfrastruktur, sowie der Anwendung von State-of-the-art-Technologien integrieren wir die erneuerbaren Energien, sind Plattform für den Strommarkt, schaffen Zugang zu preisgünstigem Strom für Österreichs Konsument:innen und bilden so die Basis für einen versorgungssicheren sowie zukunftsfähigen Wirtschafts- und Lebensstandort. Das APG-Netz erstreckt sich auf einer Trassenlänge von etwa 3.400 km, welches das Unternehmen mit einem Team von rund 733 Spezialist:innen betreibt, instand hält und laufend den steigenden Anforderungen der Elektrifizierung von Gesellschaft, Wirtschaft und Industrie anpasst. Auch 2022 lag die Versorgungssicherheit, dank der engagierten Mitarbeiter:Innen, bei 99,99 Prozent und somit im weltweiten Spitzenfeld. Unsere Investitionen in Höhe von 490 Millionen Euro 2023 (2022: 370 Mio. Euro) sind Wirtschaftsmotor und wesentlicher Baustein für die Erreichung der Klima- und Energieziele Österreichs. Insgesamt wird APG bis 2032 rund 3,5 Milliarden Euro in den Netzaus- und Umbau investieren. Das sind rund 19 Prozent der insgesamt 18 Milliarden Euro, die die E-Wirtschaft in den kommenden zehn Jahren in die Netzinfrastruktur investieren wird.
Pressekontakt
Christoph Schuh
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