Normalerweise geht die Stromproduktion aus Erneuerbaren, vor allem der Wasserkraft, in den Wintermonaten stark zurück. Dank hoher Niederschlagsmengen und der außergewöhnlich warmen Temperaturen im Februar und März ist in den ersten drei Monaten des Jahres 2024 eine außergewöhnlich hohe Erneuerbaren Produktion zu verzeichnen. Allein in den Märzwochen (KW 10-13) konnten die Erneuerbaren in Österreich 4.183 GWh (Gigawattstunden) Strom einspeisen und damit bilanziell rund 93 Prozent des österreichischen Stromverbrauchs* (4.513 GWh) decken.
Die Wasserkraft konnte mit 2.662 GWh fast zwei Drittel der erneuerbaren Energien einspeisen, im Vergleich zum März des Vorjahres eine Steigerung um 12 Prozent. Die Windkraft trug mit 965 GWh rund 23 Prozent zu den Erneuerbaren bei, eine Steigerung um 11 Prozent. Durch die starken Zuwachsraten konnten die Photovoltaik Anlagen im März 385 GWh Strom einspeisen, ganze 9 Prozent der gesamten Erneuerbaren. Diese Zahlen belegen die Dynamik im Wachstum der Erneuerbaren in Österreich.
„Um auch die geplanten Zuwachsraten im Bereich der Erneuerbaren in den nächsten Jahren uneingeschränkt nutzen zu können benötigt es eine kapazitätsstarke Strominfrastruktur, Speicher sowie digitale Intelligenz innerhalb des Stromsystems. Das 9 Milliarden Euro schwere Investitionsprogramm der APG bis 2034 ist somit zentral für das Gelingen der versorgungssicheren Energiewende,“ betont Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG.
Trend setzt sich fort: Österreich ist auch im März seit über 20 Jahren erstmals wieder Exportland
Die außergewöhnlich gute Stromerzeugung aus Erneuerbaren sorgte dafür, dass Österreich im März bilanziell an 19 Tagen Strom ins Ausland exportieren konnte. In diesem Monat ist Österreich in der Regel stark von Importen abhängig, da die tiefen Temperaturen in Verbindung mit Niederschlägen in Form von Schnee die Produktion aus Wasserkraft in Normaljahren limitiert.
„Im Saldo konnte Österreich im März 158 GWh vertraglich exportieren und damit seit 2002 erstmalig wieder Exporte verzeichnen. Diese Tendenz spiegelt sich im gesamten 1. Quartal des Jahres mit 490 GWh Export wider, wobei das letzte Mal im Jahr 2009 exportiert wurde – alles Fakten, die die unglaubliche Dynamik der Energiewende und die Wichtigkeit einer kapazitätsstarken Infrastruktur belegen,“ erklärt Christiner.
Bedarf an Redispatch zeigt bestehende Defizite auf
Um den volatilen, erneuerbaren Strom verwendbar zu machen, braucht es ein starkes Stromnetz, das den Strom dorthin transportiert, wo er gebraucht wird. Um dabei Überlastungen im Stromnetz zu verhindern und um die sichere Stromversorgung zu gewährleisten, wird mit sogenannten Redispatch-Maßnahmen der Stromfluss gesteuert. Darunter versteht man den gezielten und kontrollierten Einsatz thermischer und hydraulischer Kraftwerke.
„Heuer waren derartige Eingriffe bis Ende März bereits an 38 Tagen notwendig. Das verursacht Kosten, die der Stromkunde bezahlen muss. Mit Ende März lagen die durch Redispatch-Maßnahmen ausgelösten Kosten bei rund 14,7 Millionen Euro. Ein leistungsstarkes Stromnetz mit ausreichenden Kapazitäten würde den Redispatch-Bedarf erheblich verringern und die Kosten reduzieren. Der unmittelbare Ausbau der Netzinfrastruktur hat daher oberste Priorität,“ betont Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG.
Energieaustausch innerhalb Österreichs
Über das regionale Stromnetz der APG wird auch der Energieaustausch innerhalb des Landes ermöglicht. Stromüberschüsse der einzelnen Bundesländer können dadurch österreichweit verteilt und Defizite kompensiert werden.
Im März konnten die windstarken Bundesländer Niederösterreich (431 GWh) und Burgenland (289 GWh) den höchsten Energieüberschuss erzeugen und über das APG-Netz österreichweit zur Verfügung stellen. Wien musste mit 176 GWh, neben der Steiermark (166 GWh), am meisten Strom aus dem Netz beziehen.
Verantwortungsvoller Stromverbrauch
Im März (KW 10 – KW 13) wurde in Österreich 4.513 GWh Strom aus dem öffentlichen Netz verbraucht – um rund drei Prozent weniger als im März 2023 (4.676 GWh).
Es ist wichtig verantwortungsvoll beim Stromverbrauch zu agieren. Mit jeder Stromeinsparung werden auch CO2 und gesamtsystemische Kosten reduziert und damit ein wesentlicher Beitrag zur Erhöhung der Systemsicherheit geleistet. Der Trend CO2 zu reduzieren, muss weiter vorangetrieben werden. Dazu zählt auch eigenverbrauchter PV-Strom.
Allein 2023 wurden rund 2.400 MW PV in Österreich zusätzlich angeschlossen. Diese erfreuliche Tendenz ist ausdrücklich zu begrüßen, bringt jedoch große betriebliche Herausforderungen: Die vermehrte Eigenproduktion aus PV-Anlagen bringt massive Rückspeisungen von regionalen Stromüberschüssen aus den Verteilnetzen in das Übertragungsnetz der APG. Gleichzeitig geht durch den erhöhten Eigenverbrauch auch die Datentransparenz über die lokalen Verbrauchsdaten aufgrund des fehlenden Digitalisierungsgrades verloren. Die gewohnte Verbrauchsspitze zu Mittag gibt es an sonnigen Tagen nicht mehr: Der Stromfluss dreht sich vollständig und die regionalen Stromüberschüsse müssen über das Übertragungsnetz abtransportiert werden. Das verändert auch die Strompreiskurve und führt gerade an verbrauchsschwachen Wochenenden zur Mittagzeit sogar zu negativen Marktpreisen.
Durch die mangelhafte Datentransparenz in den lokalen Verbrauchsdaten sind die aktuellen Stromverbrauchsdaten Österreichs nicht voll aussagekräftig. Der tatsächliche Stromverbrauch Österreichs kann erst mit einer durchgehend transparenten Digitalisierung aller Teile des Stromsystems festgestellt werden. Dies bedeutet, dass im März 2024 mit Sicherheit mehr Strom verbraucht wurde als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Die exakten Zahlen sind aus den aktuellen lokalen und regionalen Daten jedoch noch nicht verfügbar.
Tipps zum Stromsparen finden Sie unter www.apg.at/stromspartipps. Mit dem APG Powermonitor ist es der österreichischen Bevölkerung möglich, die effektivsten Stromsparstunden zu sehen und somit einen aktiven Beitrag zur CO2 Reduktion und zur Systemsicherheit zu leisten. Den APG Powermonitor finden Sie unter: www.apg-powermonitor.at/.
APG verfolgt laufend die Entwicklung der heimischen E-Wirtschaft und veröffentlicht unter www.apg.at/infografiken regelmäßig Grafiken zu den Themen: Energieaustausch, Stromverbrauch Österreich, Stromerzeugung Erneuerbare, Import/Export, Strompreis u.v.a.m.
Hier geht es zu den aktuellen Infografiken
Über Austrian Power Grid (APG)
Als unabhängiger Übertragungsnetzanbieter verantwortet Austrian Power Grid (APG) die sichere Stromversorgung Österreichs. Mit unserer leistungsstarken und digitalen Strominfrastruktur, sowie der Anwendung von State-of-the-art-Technologien integrieren wir die erneuerbaren Energien, sind Plattform für den Strommarkt, schaffen Zugang zu preisgünstigem Strom für Österreichs Konsument:innen und bilden so die Basis für einen versorgungssicheren sowie zukunftsfähigen Wirtschafts- und Lebensstandort. Das APG-Netz erstreckt sich auf einer Trassenlänge von etwa 3.400 km, welches das Unternehmen mit einem Team von rund 850 Spezialist:innen betreibt, instand hält und laufend den steigenden Anforderungen der Elektrifizierung von Gesellschaft, Wirtschaft und Industrie anpasst. Über die Steuerzentrale im 10. Wiener Gemeindebezirk wird ein Großteil der insgesamt 67 Umspannwerke, die in ganz Österreich verteilt sind, remote betrieben. Auch 2023 lag die Versorgungssicherheit, dank der engagierten Mitarbeiter:innen, bei 99,99 Prozent und somit im weltweiten Spitzenfeld. Unsere Investitionen in Höhe von 445 Millionen Euro 2024 (2023: 490 Mio., 2022: 370 Mio. Euro) sind Wirtschaftsmotor und wesentlicher Baustein für die Erreichung der Klima- und Energieziele Österreichs. Insgesamt wird APG bis 2034 rund 9 Milliarden Euro in den Netzaus- und Umbau investieren.
Pressekontakt
Christoph Schuh