Neue Stromverbindung nach Italien offiziell in Betrieb – Meilenstein für die Energiewende
170 Mio. € schweres Infrastrukturprojekt von APG und TERNA in (Süd)Tirol ermöglicht internationalen Austausch von vorwiegend erneuerbarer Energie in der Alpenregion und sichert Stromversorgung im Grenzgebiet
Nauders (Tirol) – Wien, 06.06.2024: Die neue Reschenpassleitung zwischen Österreich und Italien und mit ihr das neue Umspannwerk Nauders (Tirol) gehen planmäßig in den Vollbetrieb. An der heutigen Inbetriebnahmefeier in Nauders nahmen auf Einladung der Austrian Power Grid (APG) Tirols Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler, Maria Rosaria Guarniere, Director of Technology and Transmission Asset Realization TERNA, Erich Entstrasser, Vorstandsvorsitzender TIWAG und APG-Aufsichtsrat sowie die APG-Vorstände Gerhard Christiner und Thomas Karall teil.
Die erste 220-Kilovolt-Hochspannungsleitung zwischen Nord- und Südtirol führt vom neuen APG-Umspannwerk Nauders in das TERNA-Umspannwerk Glurns in Italien. Auf einer Strecke von rund 27 Kilometern verbessert die Reschenpassleitung die Stromversorgung im Grenzgebiet. Im Hochspannungsnetz der APG trägt diese außerdem entscheidend zur versorgungssicheren Energiewende in Österreich bei. Am Weg in eine klimafreundliche Energiezukunft markiert die Inbetriebnahme der Anlage jedoch vor allem auf europäischer Ebene einen wichtigen Meilenstein: Für den internationalen Austausch von vorwiegend nachhaltigem Strom aus erneuerbaren Energiequellen steht nun eine deutlich erhöhte Übertragungskapazität von bis zu 300 Megawatt (MW) zur Verfügung. Diese Anschlussleistung entspricht etwa zweimal dem Innsbrucker Zentralraum. Als Gemeinschaftsprojekt der beiden Netzbetreiber entwickelt, wurde das Projekt innerhalb von 3,5 Jahren Bauzeit realisiert. APG investierte rund 90 Millionen Euro in den neuen Umspannwerksstandort Nauders und die auf österreichischer Seite etwa 1,2 km lange, unterirdische Kabelanlage. Auf italienischer Seite wurden weitere rund 80 Millionen Euro investiert.
Sichere Stromversorgung in der Region, Österreich und ganz Europa
Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler betonte die Bedeutung leistungsfähiger Infrastruktur für die sichere Stromversorgung: „Damit wir die Energiewende in Tirol, in Österreich und in Europa schaffen, braucht es neben erneuerbarer Energie aus heimischen Ressourcen vor allem zwei Dinge: Energiespeicher und leistungsfähige Stromnetze auch über die Grenzen hinweg. Mit der neuen Reschenpassleitung machen wir einen weiteren, großen Schritt in eine erneuerbare Energiezukunft, die uns unabhängig von fossilen Energieträgern macht. Der Ausbau erneuerbarer Energie vor allem aus Wind und Sonne muss im Einklang mit Energiespeichern wie der Pumpwasserkraft und dem Netzausbau stehen. Damit sorgen wir für Netzstabilität, für Versorgungssicherheit und machen uns unabhängig von autokratischen Systemen.“
Als zentraler Akteur der Energiewirtschaft ebnet APG mit seiner Strominfrastruktur den Weg für die versorgungssichere Energiewende Österreichs. APG-Technikvorstand Gerhard Christiner über die systemischen Effekte dieser Transformation: „Die intensive Nutzung von Wasserkraft im Westen Österreichs und der angestrebte weitere Ausbau von Windkraft und Photovoltaik in Italien und Europa führen zu einem erhöhten Strom-Austausch zwischen allen Ländern in der Alpenregion. Um das managen zu können bedarf es neuer Leitungs- und Umspannwerkskapazitäten. Derartige Kapazitäten sind besonders wichtig, um nachhaltigen Strom für alle Verbraucher:innen verfügbar zu machen. Das Fehlen wichtiger Stromleitungen kostete den Netzkunden in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich 121 Millionen Euro – jährlich! Es freut mich daher außerordentlich, heute die Reschenpassleitung und das Umspannwerk Nauders feierlich in Betrieb nehmen zu können. Projekte wie dieses sind wesentliche Bausteine für das versorgungssichere Gelingen der Energiewende sowie die nachhaltige Elektrifizierung von Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft in Tirol und ganz Österreich. Die Umsetzung unseres 9 Milliarden Euro schweren Investitionsprogramms bis 2034 für die heimische Stromversorgung ist daher das Gebot der Stunde.“
Darüber hinaus sind die geplanten Baumaßnahmen der APG ein echter Booster für die österreichische Wirtschaft, informierte Finanzvorstand Thomas Karall: „APG hat in den vergangenen 3,5 Jahren rund 90 Millionen Euro in den neuen Standort Nauders und die Reschenpassleitung investiert. Weitere 670 Millionen Euro für die Verstärkung bestehender Leitungen und Umspannwerke sowie den Bau neuer Umspannwerke folgen in den kommenden 10 Jahren in Tirol im Rahmen unseres 9-Milliarden-Euro-Investitionsprogramm bis 2034, das enorme ökonomische Effekte mit sich bringt. Eine aktuelle ECONOMICA-Studie belegt, dass dadurch mehr als 90.000 Jahresarbeitsplätze in Österreich gesichert und rund 6,6 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung – allein 637 Mio. € im Bundesland Tirol – ausgelöst werden. Für die zeitgerechte Realisierung unserer Bauprojekte braucht es dringend beschleunigte Genehmigungsverfahren sowie einen gesamtsystemischen Planungsansatz in den Bereichen Netz, Speicher, Reserven, Produktion und digitale Plattformtechnologien. Die dafür notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen – Stichwort EABG bzw. ElWG – müssen endlich auf den Weg gebracht werden.“
Maria Rosaria Guarniere, Director of Technology and Transmission Asset Realization bei TERNA, unterstrich die Wichtigkeit internationaler Vernetzung: „Dieses Projekt ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Integration der Märkte, zum effizienten Stromaustausch im Grenzgebiet und zur Integration von erneuerbaren Energiequellen. Das oberste Ziel ist ein immer stärker vernetztes Stromsystem, das den höchsten Sicherheits- und Qualitätsanforderungen entsprechen kann. Insbesondere im historisch schwach vernetzen Grenzgebiet zwischen Italien und Österreich entsteht ein engmaschiges Stromnetz durch die neue 220kV-Hochspannungsleitung mit Wechselstrom und Erdkabel.“
Erich Entstrasser, Vorstandsvorsitzender der TIWAG: „Die neue Stromverbindung am Reschenpass ist nach der 2021 erfolgten Inbetriebnahme der Brennerleitung ein nächster, wichtiger Meilenstein für die sichere Stromversorgung Tirols. Die APG ist mit ihren laufenden Investitionen in das Stromnetz auch ein wichtiger Motor der Energiewende, die ohne einen massiven Ausbau der Netze durch alle Netzbetreiber in Österreich in den nächsten Jahren nicht gelingen wird.“
Über Austrian Power Grid (APG)
Als unabhängiger Übertragungsnetzanbieter verantwortet Austrian Power Grid (APG) die sichere Stromversorgung Österreichs. Mit unserer leistungsstarken und digitalen Strominfrastruktur, sowie der Anwendung von State-of-the-art-Technologien integrieren wir die erneuerbaren Energien, sind Plattform für den Strommarkt, schaffen Zugang zu preisgünstigem Strom für Österreichs Konsument:innen und bilden so die Basis für einen versorgungssicheren sowie zukunftsfähigen Wirtschafts- und Lebensstandort. Das APG-Netz erstreckt sich auf einer Trassenlänge von etwa 3.400 km, welches das Unternehmen mit einem Team von rund 850 Spezialist:innen betreibt, instand hält und laufend den steigenden Anforderungen der Elektrifizierung von Gesellschaft, Wirtschaft und Industrie anpasst. Auch 2022 lag die Versorgungssicherheit, dank der engagierten Mitarbeiter:innen, bei 99,99 Prozent und somit im weltweiten Spitzenfeld. Unsere Investitionen in Höhe von 490 Millionen Euro 2023 (2022: 370 Mio. Euro) sind Wirtschaftsmotor und wesentlicher Baustein für die Erreichung der Klima- und Energieziele Österreichs. Insgesamt wird APG bis 2034 rund 9 Milliarden Euro in den Netzaus- und Umbau investieren.
Pressekontakt
Christoph Schuh