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Vogelschutz im APG-Netz

Seit über 20 Jahren engagiert sich die APG für den Schutz von Tieren an Hoch- und Höchstspannungsfreileitungen.

Die Förderung von Artenvielfalt, insbesondere in Hinsicht auf den Vogelschutz und die damit verbundene Renaturierung von Lebensräumen entlang der Stromtrassen, ist uns seit vielen Jahren ein Anliegen. Wir betreiben mittlerweile seit mehr als 20 Jahren Forschung auf diesem Gebiet. Die Vogelschutzprojekte der APG sind breit gefächert und beinhalten u. a. Nisthilfeprojekte, Vogelzugstudien und Vogelschutzmarkierungen.

Artenschutzprojekte

Rotmilan 

Der Rotmilan ist auf der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN als potenziell gefährdet (LC = least concern) eingestuft (BIRDLIFE INTERNATIONAL 2017). Begründet wird diese Einstufung mit Populationseinbußen, die er aufgrund von Vergiftungen und Lebensraumverschlechterungen v. a. in Deutschland, Spanien und Frankreich – dem Kerngebiet seiner Verbreitung – erleidet (BIRDLIFE INTERNATIONAL 2017). Umso wichtiger ist es deshalb, mit Hilfe von Telemetriedaten das Wissen über die Ökologie dieser Art zu vertiefen, die Bedeutung einzelner Todesursachen unverfälscht zu evaluieren und darauf aufbauend Schutz- und Managementmaßnahmen zu adaptieren bzw. zu verbessern. 

In Kooperation der APG mit dem Technischen Büro für Biologie und Mag. Dr. Rainer Raab wurden die Bewegungsmuster von 627 Greifvogelindividuen (davon 420 mit Sendern ausgestattete Rotmilane) aufgezeichnet und ausgewertet. Weiters konnte die Raumnutzung und das Zugverhalten der Rotmilane dargestellt werden.

Sakerfalke 

Der Sakerfalke zählt zu den seltensten heimischen Greifvögeln. Mitte der 1970er-Jahre galt er in Österreich als beinahe ausgestorben. Seit einigen Jahren erholt sich die Population: Im Jahr 2010 wurde ein APG-Kooperationsprojekt zum Schutz des Sakerfalken mit BirdLife Österreich und dem Forschungsinstitut für Wildtierkunde (FIWI) an der Vetmeduni Wien gestartet. Basierend auf den Erfahrungen aus der Vergangenheit war das oberste Credo, dem Sakerfalken langfristig und nachhaltig sichere Brutplätze im Stromnetz der APG zu bieten. 

Sowohl Nester als auch Felswände sind im aktuellen Verbreitungsgebiet des Sakerfalken Mangelware. Als Großfalke braucht der Sakerfalke eine besonders stabile Nestunterlage. Eine solche wird dem Tier auf den massiv konstruierten Hochspannungsmasten in Form künstlicher Nisthilfen angeboten. Diese Nistplattformen aus Aluminium werden außerdem von Turm- und Baumfalken genutzt. Seit 2011 brüteten bereits mehr als 50 % der österreichischen Sakerfalken auf APG-Strommasten. In der Saison 2013 waren es gesamt 26 Sakerfalken-Paare. Im Vergleich zu 2011 entspricht das einer Zunahme von 25 Prozent. In der Brutsaison 2016 schlüpften erstmals 64 Jungvögel, zwölf mehr als noch im Vorjahr. Die positive Bestandsentwicklung ist unter anderem auf die Montage von Nisthilfen auf Strommasten der APG zurückzuführen.

Wiedehopf 

Im Kärntner Gailtal hat APG gemeinsam mit BirdLife ein Projekt zum Schutz des Wiedehopfs initiiert. Um den Erhalt des bedrohten Vogels zu fördern, startete APG im April 2015 die Montage der ersten 17 Nistkästen auf der 220-kV-Leitung Obersielach-Lienz. Das Gailtal zählt zu jener Region Kärntens, die vom Wiedehopf häufig für das Brutgeschäft aufgesucht wird. Als höhlenbrütende Vogelart kann man den Wiedehopf mit dieser Maßnahme in der Region stützen und ihm zusätzlich zu natürlichen Bruthöhlen, die leider rar geworden sind, einen Nistplatz bieten. Das Projekt-Monitoring der kommenden Jahre wird von BirdLife Kärnten durchgeführt. 

Die Montage von Nistkästen auf Strommasten stellt eine wichtige Schutzmaßnahme für den Wiedehopf dar. Gemeinsam mit BirdLife Kärnten wurden die Holzkästen in einer Höhe von etwa zwei bis drei Metern im Bereich des ersten oder zweiten Querträgers des Mastfußes angebracht. Die speziell auf die Ansprüche des Wiedehopfs abgestimmten Nistkästen sind ca. 40 x 25 Zentimeter groß, aus Lärchenholz gefertigt und mit Nussasche gebeizt. Das Dach ist mit einer Dampfbremse gegen Verwitterung geschützt. Die Vorderseite des Nistkastens hat ein ca. fünf Zentimeter großes Einflugloch. 

Habichtskauz

Der Habichtskauz verschwand Mitte des letzten Jahrhunderts in Österreich. Das unter wissenschaftlicher Leitung der VetmedUni umgesetzte Projekt zur Wiederansiedelung des Greifvogels wird von der APG im Bereich des Wienerwaldes durch die Bereitstellung von sicheren Brutplätzen unterstützt. Dies geschieht in der Form von Nistkästen, die je nach Möglichkeit entweder auf dauerhaft von der Holzernte verschonten Bäumen oder auf Hochspannungsmasten angebracht werden. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, den Habichtskauz in Österreich wieder heimisch werden zu lassen. 

Stromleitungstrassen bieten dem Habichtskauz einerseits nahrungsreiche Jagdflächen, andererseits stellen Nisthilfen auf den Masten sichere Plätze für die Jungenaufzucht dar. Die Nistkästen aus Aluminium werden dunkelgrün beschichtet und in einer Höhe von zehn bis 15 Metern fixiert. Um brütende Vögel nicht zu stören, werden sie mithilfe kleiner Spiegel kontrolliert.

Grosstrappe

Gab es um 1940 im Marchfeld (NÖ) noch rund 300 Großtrappen, waren es 2000 nur noch zwei Hähne und vier Hennen. Dank umfangreicher Schutzmaßnahmen wie z.B. Vogelschutzmarkierungen und umfassende Betreuungskonzepte, hat sich die Population mittlerweile erholt. 2017 wurden rund 500 Individuen gezählt. Dieser Erfolg beruht unter anderem auf dem internationalen LIFE Projekt Großtrappe, an dem sich die APG von 2005 bis 2010 beteiligt hat. Seither werden Schutzmarkierungen in Form von Warntafeln und Warnkugeln an den APG-Stromleitungen im von diesen seltenen Vögeln besiedelten Gebiet montiert. Sie dienen der besseren Sichtbarkeit der Leitungen und sollen Kollisionen von Großtrappen, wie auch von anderen Vogelarten, vermeiden. Aufgrund des Erfolgs läuft aktuell ein weiteres LIFE+ Projekt. 

Großtrappen leben gesellig, meist in kleinen Trupps und streng nach Geschlechtern getrennt. Den Nistplatz wählen die Hennen meist nahe dem Ort, an dem sie selbst auf die Welt gekommen sind. Hat sich eine Trapphenne einmal für einen Standort entschieden, bleibt sie ein Leben lang dort. Der Nistplatz ist eine flache Mulde auf blankem Erdboden und wird in Österreich meist auf Getreideäckern oder Brachen angelegt. Der optimale Trappen-Lebensraum ist weiträumiges, wenig zerschnittenes, offenes und störungsarmes Ackerland mit extensiver Nutzung und großflächigen speziellen Trappenbrachen. Das westliche Weinviertel, das Marchfeld oder die Parndorfer Platte bieten solche Räume.

Habitatverbesserungen

Nisthilfen allgemein

In ganz Österreich haben verschiedenste Vogelarten Stromleitungen als ergänzende Lebensraumstrukturen zur bestehenden Natur für sich entdeckt. Ob als kurzfristigen Rückzugsort, als Ansitz, um nach Beute Ausschau zu halten oder sogar zum Nestbau. Um diese Entwicklung positiv zu unterstützen, wurde im Rahmen des APG-Vogelschutzprogramms gemeinsam mit Grundeigentümerinnen und -eigentümern, Behörden, NGOs und Forschungseinrichtungen ein Nisthilfe-Konzept entwickelt. Denn tatsächlich gefährden Lebensraumverlust und Brutplatzengpässe immer stärker den Bestand von heimischen Vogelarten. Im Rahmen des nachhaltigen Habitatmanagements konnten bisher über 200 Nisthilfen montiert werden. Die Vetmeduni Wien, BirdLife Österreich und BirdLife Kärnten sowie der WWF unterstützen die Betreuung der Nisthilfen und die Dokumentation des Bruterfolgs.

Vogelschutzmarkierungen allgemein

Im Rahmen ihres Vogelschutzprogramms beschäftigt sich APG seit 1989 mit dem Thema Vogelschutzmarkierungen. In umfassenden Studien wurden Untersuchungen und Evaluierungen zur Wirksamkeit derartiger Markierungen an Stromleitungen durchgeführt. Gemeinsam mit Ornithologen konnten im gesamten APG-Netz kritische Leitungsabschnitte mit einer hohen Vogelkollisionswahrscheinlichkeit identifiziert werden. Handlungsbedarf besteht vor allem dort, wo Stromleitungen entlang von Niederungen oder entlang von Gewässern verlaufen. In diesen Bereichen montiert APG bevorzugt Vogelwarnfahnen, welche in einem Abstand von 30 bis 35 Metern befestigt werden. Die Vogelschutzmarkierungen bestehen aus separaten, schwarz-weißen Metallstäben, die sich durch den Wind bewegen und damit für Vögel gut erkennbar sind. Die umfangreichen Erfahrungen, über die Jahre gesammelte Erfahrungen und Daten zeigen, dass Seilmarkierungen von Vögeln gut erkannt und umflogen werden. Damit konnte das Risiko von Kollisionen in den letzten Jahren deutlich reduziert werden.

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